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Zagato vor dem Krieg


Neulich habe ich in dem englischen Magazin 'Classic and Sportscar' folgende kleine Anekdote gelesen:

Einst, vor langer Zeit, wurde ein italienischer Adliger von seinen Verwandten vor Gericht gebracht, denn die wollten nachweisen, daß der Adlige verrückt geworden war.

Sie behaupteten, daß er nicht mehr in der Lage sei, das Familienvermögen zu verwalten, weil er bei einem örtlichen Künstler für eine unglaubliche Summe Geld eine Aluminiumkarosserie für seinen Alfa Romeo in Auftrag gegegben hatte.

Der Richter ordnete an, daß ihm das Auto gezeigt werden sollte. In dem Augenblick, in dem er das Auto zum erstenmal sah, wies er das Verfahren sofort ab und erklärte:

"Für einen Mann ist die Suche nach Schönheit die normalste Sache der Welt." Alfa Poster (18883 Bytes)
Der Künstler war Ugo Zagato, der im April 1919 die 'Carozzeria Zagato' in Mailand gegründet hatte.

Ugo Zagato wurde am 25. Juni 1890 in Gavello, einem Ort zwischen Padua und Ferrara geboren. Seine Kindheit verbrachte er in großer Armut und sobald er 15 Jahre alt war, mußte er seine Heimat verlassen, um Arbeit zu finden. So gelangte er nach Deutschland und fand in Köln einen metallverarbeitenden Betrieb, bei dem er Geld verdienen konnte.

Wieder zurück in Italien leistete er seinen Wehrdienst und fand schließlich bei der Karosseriefirma Varensina einen Ausbildungsplatz. Hier kam er zum ersten Mal mit Erkenntnissen und Verfahren des Karosserie- und Wagenbaus in Berührung. Allerdings war das zunächst noch der klassische, von den Pferdekutschen abgeleitete, Fahrzeugbau.

Während des ersten Weltkriegs, im Alter von 25 Jahren, zog Ugo Zagato nach Turin, um seine Arbeit bei der Flugzeugfirma Pomilio aufzunehmen. Die nächsten vier Jahre wurden prägend für seine späteren Karosserie-Entwürfe, denn er lernte durch den Flugzeugbau robust und dennoch leicht zu konstruieren.

"Lieber ein unbedeutender Chef, als ein wichtiger Angestellter." Ugo ZagatoUgo Zagato Porträt (56883 Bytes)
Mit diesen Worten verließ Ugo Zagato im Zenit seiner Laufbahn die Flugzeugfirma. Niemand, nicht einmal der Direktor der Firma Pomilio vermochte ihn umzustimmen.

Nun war also aus dem Angestellten ein Unternehmer geworden, der zusammen mit fünf Angestellten die Firma darstellte. Der Umbau von 'ITALA'- und 'DIATTO'-Fahrzeugen sorgte für volle Auftragsbücher. Bereits 1923 mußte die Firma in größere Gebäude umziehen.

In diesem Jahr wurde auch sein erster Sohn Elio geboren. Die Verbindungen zu Alfa Romeo wurden gefestigt: Einige Fahrzeuge vom Typ RL wurden mit Karosserien versehen und die Alfa Romeo RLSS Spider waren bereits bewunderte und erfolgreiche Autos. 1929 wurde der zweite Sohn Gianni geboren.

Der Durchbruch für die Firma Zagato gelang mit den sehr erfolgreichen Alfa Romeo Typen 1500 6C und 1750 6C. Sie entstanden in Kooperation zwischen Vittorio Jano, dem technischen Direktor von Alfa Romeo und Ugo Zagato.

Beide Autotypen wurden zur Legende und Fahrer wie Giuseppe Campari, Giulio Ramponi, Tazio Nuvolari oder Enzo Ferrari, um nur einige zu nennen, gewannen damit zahlreiche Rennen. So wurde z.B. die Mille Miglia, das damals bedeutendste Straßenrennen, mit den von Jano konstruierten und von Zagato mit Karosserien versehenen Wagen gewonnen.

Bei Zagato konnten täglich zwei Autos gebaut werden. Beengeter Platz zur Montage und, weil es keine Verwaltung gab, knappe Geldmittel, waren in dieser Phase bei Zagato die Hauptprobleme.

Trotzdem waren die 30er Jahre im Sinne von Ruhm und internationalem Ansehen für Zagato sehr erfolgreiche Jahre. An der Mille Miglia 1938 nahmen in den Klassen 750 ccm und 1100 ccm nicht weniger als 38 Autos mit Zagato Karosserie teil.

Außer mit Alfa Romeo bestanden noch Kooperationen mit Lancia, Fiat und Isotta Fraschini.

Während des Krieges wurden, bis zur Zerstörung des Werkes durch einen Luftangriff im August 1943, LKW-Aufbauten hergestellt.


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